"Die einmalige
Freundschaft zwischen Goethe und Schiller ist selbst ein Zeugnis
für die Richtigkeit der These von Werden durch Wandlung.
Beide Dichter wussten wohl voneinander, aber sie hatten sich
nicht sonderlich gemocht.
Ihre Ansichten waren zu verschieden.
Aber der italienische Reise hatte Goethe verändert, und
die neuen Gedanken des Philosophen Kant, die Schiller immer
mehr zu seinen eigenen machte, veränderten ihn, sodass
schließlich doch ein Zusammenkommen zwischen Schiller
und Goethe möglich wurde.
Das zusammenkommen wurde zur Überlebenskunst."
|
|
Und doch, so traumhaft
produktiv diese Freundschaft für beide Seiten war, Goethe
und Schiller blieben in ihren Ansichten getrennt, vertraulich
wurden sie nie.
Es war eine seltsame Notwendigkeit, die beide zusammenhielt
wie Antipoden.
Und die klugheit beider Dichter bestand eben darin, trotz manchmal
massiver Unterschiede in der Einschätzung eines Sachverhaltens
immer wieder die Kluft durch die Anerkennung des andern zu überbrucken."
Aus den Buch
"Der geheim Bericht über den Dichter Goethe"
Rafik Schami + Uwe-Michael Gutzschhahn
 |
|